Wie reagiere ich
Infos zum richtigen Verhalten bei Notsituationen auf Gewässern mit Schlauchbooten, Mann über Board Verhalten und vieles mehr
Die wichtigste Grundregel um überhaupt nicht erst in eine Notsituation zu kommen ist die richtige Vorbereitung! Dazu gehört auch sein Können und die Fähigkeiten seines Bootes inklusive der Ausrüstung nicht zu überschätzen. Der Schlauchbootbegleiter kann hierzu Anregungen geben, aber letztendlich kann er nur eine kleine Hilfestellung bieten. Jede Gefahrensituation wird individuell empfunden und verlangt auch eine besonne und überlegte Handlung durch den Skipper. Leider kann man auf See nicht wie im Straßenverkehr mal kurz an die sichere Straßenseite fahren und auf Hilfe warten. Auch ist es durchaus wichtig sich frühzeitig damit zu beschäftigen wo und wie bekomme ich Hilfe? Dazu kann auch gehören, dass vertrauensvolle Personen an Land Hilfe holen, falls man nicht zu einem vereinbarten Zeitpunkt wieder von seiner Ausfahrt zurück ist.
Vorbeugung
Revierkunde (Revierführer, Seekarten etc.besorgen und bereits vor Törnbeginn sich mit dem Revier und seinen Besonderheiten vertraut machen)
Wettervorhersage einholen und auswerten
Check und regelmäßige Wartung der Systeme (z.B.: Motor, GPS)
richtige Ausrüstung inklusive Sicherheitsausrüstung
Wo und wie bekomme ich Hilfe?
Sich nicht überschätzen!
In Gefahren- bzw. Notsituationen:
Ruhe bewaren!
Sicher auftreten und umsichtig handeln!
Vertrauen bei der Crew aufbauen!
Der Skipper trägt nicht nur die Verantwortung für seine Crew, sondern er ist auch die Bezugsperson in einer Gefahren- oder Notsituation und er ist i.d.R. derjenige, der mit einer solchen Situation am besten umgehen kann. Darum wird die Crew gerade dann besonders auf ihn schauen und nur dann besonnen und umsichtig handeln wenn auch er überlegt handelt!
Grundregeln:
Eigenschutz! Kleidung, Schwimmweste und ggf. Notblitz anlegen
Position bestimmen (inklusive Uhrzeit)! Hilfe kann nur dann erfolgen wenn man auch gefunden wird!
falls man eine Gefahren- oder Notsituation nicht mit Bordmitteln lösen kann oder Gefahr droht, die zu einer Notsituation führt:
Notruf absetzen! Funk und Mobilfunk
Notsignale verwenden! Raketen, Rauchbojen, Flagge NC etc. Neben dem Notruf ist es sinnvoll sich auch bei den umliegenden Schiffen bemerkbar zu machen. Oft dauert es lange bis die Rettungskräfte vor Ort sind während eine Hilfe vielleicht in der unmittelbaren Umgebung vorhanden wäre, aber deshalb nicht erfolgt weil man sich nicht bemerkbar macht. Dies ist insbesondere ein Problem wenn man nur mittels Mobilfunk einen Hilferuf sendet!
Auf dem Schiff bleiben! Distanzen werden oft unterschätzt, zudem können Strömungen aufgrund von Wind und Gezeiten ein schwimmendes Fortkommen unmöglich machen. So lange das Schiff schwimmt wird man besser gesehen und man hat eine sichere Plattform!
Auf Hilfe warten! Funk und Mobilfunk überwachen, Ausschau halten und die Rettungskräfte auf sich aufmerksam machen! Gerade bei ungenauen Positionsangaben kann es für die Rettungskräfte schwierig sein den Verunglückten zu erkennen und zu finden!
Gefahren- und Notsituationen:
aufkommender Starkwind / Sturm
Hier macht sich eine gute Vorbereitung bemerkbar. Wenn man weiß wo ein geschützter Hafen in der Nähe ist und wie sich das Wetter entwickelt (Windrichtung, Wellenentwicklung etc.) kann man dieser Gefahrensituation einigermaßen gut begegnen und ausweichen. Wird man trotzdem überrascht das Boot und die Crew sturmklar machen. Oft ist es leichter mit den Wellen zu fahren und einen Schutzhafen in einer Leeposition aufzusuchen als gegen die Wellen zu fahren. Vorsicht jedoch vor Brandungswellen, die sich vor manchen Häfen bilden können (oftmals in den Revierführern beschrieben). In kleinen Buchten kann es unter Umständen schwierig werden seinen vermeintlich sicheren Platz zu verlassen. Zudem erkennt man in einer geschützten Bucht oft sehr spät eine Wetteränderung. Falls Funk oder Mobilfunk vorhanden sind, ist es durchaus sinnvoll frühzeitig die Rettungsleitstelle über die Lage, Position und geplante Fahrtrichtung zu informieren, damit im Fall der Fälle die Rettungskräfte die Situation der einzelnen Hilfesuchenden bereits frühzeitig einschätzen können.
Motorausfall
Wenn man einen Motorausfall nicht mit Bordmitteln beheben kann (und es nicht am Benzinhahn liegt), befindet man sich prinzipiell noch nicht in einer Notsituation. Wenn man andere Bootsfahrer auf sich aufmerksam machen kann (z.B. durch Winken mit einer Leine, oder über Funk) ist die Situation leicht zu entschärfen. Schwieriger wird es wenn man weiter draußen auf See ist und sich auch noch das Wetter verändert. Dann kann durchaus eine Notsituation entstehen, die es erfordert einen Notruf abzugeben bzw. mit Signalmitteln auf sich aufmerksam zu machen. Auch Vorsicht vor ablandigem Wind. Die Stärke ist oft in unmittelbarer Ufernähe nicht zu erkennen nachdem der Wind über Bäume oder Häuser am Ufer bläst und erst später auf das Wasser trifft. Während in Ufernähe das Wasser spiegelglatt sein kann, bläst der Wind vielleicht 300 Meter weiter bereits in Sturmstärke. Zudem treibt einen der Wind immer weiter auf See!
Ernsthafte Erkrankung oder Verletzung eines Crewmitglieds
Siehe auch Erste-Hilfe. In jedem Fall die Rettungsleitstelle informieren und den Anweisungen der Leitstelle folgen. An dieser Stelle kann nur empfohlen werden regelmäßige die Erste-Hilfe-Kenntnisse aufzufrischen und auch in den Verbandskasten zu schauen ob er noch tauglich ist!
Mann-Über-Bord (MOB)
MOB ist mit einem Motorboot bei schönem Wetter und ruhigen Bedingungen im Regelfall kein Problem. Wichtig ist, dass der Bootsführer langsam auf die Person im Wasser zufährt (gegen den Wind bzw. Strom) und unbedingt bei der Aufnahme entkuppelt bzw. den Motor ausstellt damit keine Gefahr durch den Propeller droht. Prinzipiell empfiehlt es sich den Motor auszuschalten damit nichts passiert wenn in der Hektik jemand auf den Gashebel kommt. Ausnahme in Flüssen mit starker Fließgeschwindigkeit wo das Boot immer wieder stabilisiert werden muss. Trotzdem auch hier äußerste Vorsicht mit dem Propeller und ggf. mit einer Leine und dem Rettungsmittel arbeiten.
Gefährlich wird die Situation bei kalten Wassertemperaturen oder wenn die Aufnahme des Verunglückten schwierig ist (z.B. durch hohe Wellen). Hier besteht eine große Gefahr für den Verunglückten. Bei kalten Wassertemperaturen kann es zu einer Hyperventilation führen. Das kalte Wasser raubt sozusagen den Atem, Verunglückte sterben dabei oft nicht an Unterkühlung sondern ertrinken. In jedem Fall sofort Rettungsmittel dem Verunglückten zuwerfen. Ihn nach Möglichkeit am Boot stabilisieren und auch Hilfe anfordern. Insbesondere wenn man den Verunglückten selbst nicht an Bord bringen kann oder ihn aus den Augen verliert! Bei einem Schlauchboot läßt sich die Person am leichtesten mit dem Bauch voran in der Bootsmitte an Bord ziehen.
Kenterung
Nach Möglichkeit beim Boot bleiben! Auch ein gekentertes Boot kann unter Umständen lange schwimmen (insbesondere natürlich Schlauchboote). Auch hier gilt: Man wird besser gesehen und es ist sicherer am Boot zu bleiben als kraftraubend im Wasser zu schwimmen.
Feuer
Die schlimmste Situation, die an Bord entstehen kann! Sie sollte unbedingt vermieden werden! Hier gilt sofort mit vorhanden (hoffentlich gut zugänglichen) Feuerlöschmitteln löschen. Dabei zielt man auf den Brandherd und nicht in die Flammen bzw. den Rauch! Notruf nach Möglichkeit zeitgleich absetzen und falls man das Boot verlassen muss im Wasser zusammenbleiben!